4. Reisebericht: Puerto Viejo-Tortuguero-Arenal
22. Juli: Puerto Viejo
Nach drei Tagen im selben guten Restaurant zieht es uns nun doch aus dem beschaulichen Manzanillo in Richtung Norden.
Da keine zeitlich günstige Verbindung nach La Fortuna am Vulkan Arenal möglich ist, beschließen wir den 8.30 Uhr Bus in den nächsten größeren Ort Puerto Viejo zu nehmen.
PV kennen wir aus dem letzten Jahr ... hier ist mehr Leben und bei Bedarf Party angesagt und wir freuen uns auf die nette Strandbar aus dem letzten Jahr. Leider sind die Direktbusse auch schon ausgebucht, aber wir finden eine interessante Alternative zum Arenal ... nämlich über Tortuguero, den Schildkrötenstrand Costa Ricas mit dazugehörigem Nationalpark. Das kommt gut zu Pass.
Ausnahmsweise verbringen wir den Nachmittag am hoteleigenen Pool (haben wir nicht so oft) ... auch mal ganz nett.
Der Sonnenuntergang zieht uns aber dann doch noch an den Strand und wir lassen es gut ausklingen. Die Cocktails der Standbar schmeckten dieses Jahr vielleicht sogar ein wenig besser :-)
23. Juli: Puerto Viejo - Tortuguero
Eine unerwartet schöne Anreise nach Tortuguero bringt Susan in Verzückung. Die vierstündige Bootsfahrt von Moin durch die Kanäle um Tortuguero, einer Sumpflandschaft bringt uns die vielfältige Flora und Fauna näher. Verschiedenste Reiherarten, Tukane, Komorane, Schlangenhalsvögel, Webervögel, Löffler, Krokodile, Kaimane und die Blackriver Süßwasserschildkröte (bekannt für ihren langen Hals) sollen hier kurz erwähnt werden.
Den Nachmittag verbringen am dunklen eisenhaltigen Sandstrand, an dem ich gerade diesen Bericht schreibe :-)(Knut)
Mal sehen, was das wirklich süße Dörfchen hier heute Abend zu bieten hat? Auf jeden Fall hervorragende Gambas in einer Kokosnusssoße in Miss Junies Restaurant. Später treffen wir die Köchin noch neben dem Küchenbereich und bedanken uns für diese Köstlichkeit.
Meine Überarbeitung und Ergänzung des Reiseberichtes (Susan) findet heute am 24.Juli statt. Ich sitze im Schatten eines Baumes, auf einem kleinen überdachten Gang vor unserem Zimmer. Mit Blick auf die Wellen höre ich neben dem Rauschen die Kirchengemeinde singen. Links neben unserer Hütte wohnt eine einheimische Familie. Sie hat heute Waschtag.
Auf Wäscheleinen im gesamten Hof hängt alles so wie ich es aus meiner Kindheit noch kenne.
Heute morgen 5.00Uhr und der Wecker klingelt. In einem Kanu mit Guide Roberto und noch drei Schweizerinnen begeben wir uns wenige Minuten später auf morgendliche Entdeckungstour. Vogelbeobachtung ist angesagt.
Neben verschiedenen Papageienarten treffen wir auf viele "alte Bekannte". Aber mit dem Kanu können wir dichter heranfahren und in Ruhe beobachten.
Wir sehen auch den Grünen Basilisk, eine bizarr aussehendes Kriechtier. Die Spydermonkeys erleben wir bei ihren morgendlichen Futteraktivitäten, übrigens die größte Affenart Costa Rica`s.
Leider sind viele andere Boote, auch mit Motor unterwegs. Das stört doch das Gesamtensemble erheblich. Auch Meiers-Weltreisen ist hier mit Gruppen auf Tour. Man sollte einfach noch eher starten, da es sehr früh dämmert. Wir verziehen uns mit dem Kanu so gut es geht und so ist es durchaus ein netter Trip.
Der Baum vor unserer Unterkunft entpuppt sich als wahrliche Tierherberge. Wir können verschiedene Vögel beobachten, u.a. z.B. Tanager. Plötzlich erklimmen zwei ziemlich große grüne Leguane in Kampfhaltung unseren Sonnenschutz. Drei weitere riesige Leguane attackieren sich am Nachbarbaum. Später versucht einer der Leguane sogar das Restaurant bei Miriam zu "besuchen".
Tukane queren das Dorf. Hier ist man mal wieder mitten in der Tierwelt.
Nachdenken, Schreiben, Lesen, Beobachten und Schwitzen sind angesagt. Am späteren Nachmittag lädt das kuschlige Dörfchen zum Bummeln ein.
Nach dem Abendessen bei Miriam, unserer Hausherrin, steht Schildkrötenbeobachtung auf dem Plan. Wir treffen auf vier Green Turtles (Suppenschildkröten), die in unmittelbarer Nähe an Land kommen und beobachten die Eiablage eines Weibchens. Man kann man hier nur in der Gruppe unter Rangerführung beobachten (Nationalpark). Leider fehlt das Empfinden eines eindrucksvollen Momentes, wie wir es letztes Jahr erleben durften, in totaler Abgeschiedenheit. Die Schildkröte und wir.
Unsere Gruppe darf nicht einmal ihren Rückweg ins Wasser beobachten. Angeblich wegen der Tiere, die sich gestört fühlen. Eigentlich dauert dieser Rückweg nur zu lange und das Geld ist bereits kassiert. Außerdem stellen wir mangelhafte biologische Kenntnisse bei den Rangern fest. Besonders unschön, dass das Gelege unweit vom Nistplatz ausgeraubt ist. Noch weniger schön, dass wir das bereits genau erkennen. Der Ranger muss den Eierdiebstahl zugeben. Er gehört auch hier zur Tagesordnung, wie wir erfahren.
Aber es ist kein systematischer Raubbau. So steigt trotz allem die Population der Green Turtle wieder an, es gibt also eine Reproduktionschance hier. Bei anderen Arten sieht es eher schlechter aus. Später treffen wir am Strand dann auch auf eine patrouillierende Gruppe von jungen Volontären aus Polen, den USA und einem Einheimischen. Immerhin.
Am nächsten morgen bin ich (Knut) schon um 7 Uhr unterwegs und jogge noch einmal in den Nationalpark und besuche das Nest unserer Green-Turtle. Das Nest wurde nicht gewildert und ich mache mich einigermaßen zufrieden wieder joggend auf den Rückweg, da mich sonst tausende Moskitos aufgefressen hätten.
Reisetag - Regentag?
So nett das Örtchen im Nordosten Costa Ricas auch ist, Reisende zieht es weiter.
Es gießt wie aus Kannen, das viel zu voll beladene Boot kommt nur im Schritttempo voran und setzt bei jeder passenden Sandbank auf. Die Wetterverhältnisse scheinen dem Grünen Basilisk zu gefallen, der sich sonst eher rar macht. Trotz Verspätung wartet der Minibus doch auf uns und ein mitreisendes irisches Pärchen. Ein platter Reifen kostet uns weitere Stunden des Tages. Das Bergland bleibt ebenfalls wolkenverhangen. Ein Tag grau in grau? Nicht ganz!
Denn: Ein Vulkan gibt sein Geheimnis preis!
Der Arenal empfängt uns dann fast unverhüllt. Wir können ihn zum ersten Mal sehen. Letztes Jahr keine Chance, nicht mal eine Ahnung.
Und plötzlich stößt er tatsächlich eine Rauch-/ Aschewolke aus.
Es wird langsam dunkel, es muss schnell gehen. Wir leihen ein Auto und im Eiltempo geht´s zur anderen Seite des Vulkan´s, auf der man die Lava sehen könnte. Bis 21.00Uhr harren wir erstmal dort aus, noch kein Dach über dem Kopf, seit dem Frühstück nichts im Magen, aber man könnte die entscheidende Situation verpassen. Der wohlgeformte Stratokegel grollt ab zu kräftig und stößt wieder Asche aus - mehr nicht. Es rumpelt.
Das nette Hotel vom letzten Jahr hat dann doch ein Zimmer für uns und beim späten Abendessen mit Vulkanblick versteht sich, spuckt er endlich ein wenig der lang ersehnten rot glühenden Lava in den schwarzen Nachthimmel. :-) Wir hatten versprochen wieder zu kommen.
Mit dem Toyota Yaris geht es am nächsten Tag entlang des Arenalstausees in Richtung Liberia. Das Nationalparkgebiet rundum den Vulkan Rincon de la Vieja mit seinen heißen Quellen und Fumarolen erreichen wir nach einer Holperfahrt. Aber für den Yaris noch machbar. Es regnet heftig.
Eine Besteigung ist bei diesen Wetterverhältnissen relativ ausgeschlossen und wir planen einen Rundweg durch den Park.
Die Fumarolen, heißen Quellen und Schlammtöpfe in der diesigen Umgebung wirken wie ein riesiger Hexenkessel. Überall dampft, brodelt, blubbert und quackert es, Schwefeldampfschwaden ziehen an den Nasen vorbei.
Wir treffen auf eine Truppe Coatis, Nasenbären mit vielen Jungtieren. Sie lassen sich von uns nur wenig beeindrucken. Ein lustiges Schauspiel.
Nebenan taucht ein Agouti-Pärchen auf und geht auch der Nahrungssuche nach. Wenige Minuten vor dem Ende des Rundweges weicht uns der Nachmittagswasserfall ein, klatschnass bis auf die Haut. Pura Vida. Wir müssen noch weiter, da es hier heute keine Übernachtungsmöglichkeit mehr für uns gibt. Der Pazifik ist ja nicht sehr weit weg.
Wir treffen wiedermal unerwartet, gefühlt am Ende der Welt, auf ein nettes Resort. Es gibt nur eine unbefestigte Straße. Aber hier ist in der Saison bestimmt richtig was los. Jetzt sind wir so etwa 10 Gäste. Akzeptabel. Wir schwimmen im Pool und an der Poolbar gibt es Coktails.
Am nächsten Morgen, nach der Autorückgabe, folgt der diesjährige unkomplizierte Grenzübertritt nach Nicaragua.
In San Juan del Sur (Südwesten des Landes) besteigen wir unseren 4x4 Pick Up, um unser eigenes Schildkrötenprogramm in Nicaragua zu starten ... wie das verlaufen wird - demnächst.
Susan und Knut