4. Reisebericht 2014
Durchstich Serbien - Donau - der Südosten ruft
Susan möchte nun gerne die Karpaten und Siebenbürgen besuchen - also Durchstich durch Serbien auf einer nördlicheren Route.
Zweimal überqueren wir die Donau und verlassen die EU.
Durch eine schier endlose Ebene mit teilweise schnurgeraden Straßen, entlang den öden Genmais- und Sonnenblumenfeldern spulen wir die Kilometer runter. Stundenlang.
Unzählige Straßendörfer und Silos unterbrechen die Eintönigkeit.
Heiß und staubig. Plattes Land und kaum zu glauben, wir überholen (hupend) zwei deutsche Radfahrer älteren Semesters. Donnerwetter, das ist schon mit dem Auto eine Zumutung!
Übrigens passen wir mit dem Combo hier gut ins Straßenbild. Eine arme Ecke hier. Es gibt auch zunehmend mehr echte Pferdewagen.
Wir werden von den Rumänen am Zoll schwer beäugt und die Fahrzeugpapiere werden gesichtet. Auch die Serben wollen unseren Hundefänger geöffnet bekommen.
Beim Anblick der Bettbezüge und Koffer wird aber schnell von uns abgelassen und wir dürfen problemlos passieren.
Rumänien wir kommen
Die kurz nach der Grenze auftauchende Stadt Hatzfeld überrascht schwer nach dem öden und armen serbischen Landstrich.
Viele Autos mit deutschen Nummernschildern parken hier und da. Besuch in der ehemaligen Heimat oder deutsche Auswandererrentner ... wir sind uns nicht sicher.
Temeschwar
Eine schöne Stadt mit vielen Baustilen erwartet uns. Wir finden das Hotel Victoria direkt in der Innenstadt und schlendern über die Plätze und durch die Straßen.
Die orthodoxe Kirche stellt die eine Seite der Stadtachse dar ... viele Studentenkneipen in dunklen Gassen.
Hier wird viel renoviert, einige Straßen und ein schöner Platz sind noch unbefestigt und werden gerade grundsaniert.
Wir stellen uns vor, wie es hier in den nächsten Jahren aussehen könnte – das Zentrum wird mal ein Schmuckkästchen.
Karpaten - Retezat NP
Es zieht uns nach einem Morgenspaziergang in Temeschwar weiter. Im grauen Dunst tauchen die ersten Schatten der Bergkämme der Karpaten vor uns auf.
Als westlicher Zugang zu den Karpaten scheint uns der Retezat Nationalpark gut geeignet. Wir kommen oberhalb von Rau de Mori in der Cabana Bavaria unter. Petra und Hans aus Groß Gerau (rumänisch-deutsche Wurzeln) haben hier ihren Ruhestand vorgesehen (zumindest während der wärmeren Monate). Schöne gemütliche Hüttchen bieten
sie ihren Gästen.
Bis wir am nächsten Morgen tatsächlich wandern können, müssen wir uns die, ab dem Stausee unbefestigte Waldstraße bis zum Parkplatz erkämpfen. Insgesamt 1,5 Stunden Holperpiste für etwa 20 Kilometer, die der Combo problemlos wegsteckt. Vorbei geht es auch an Ceausescus alter verfallener Jagdhütte.
Der wunderschöne Wanderweg auf vielen Steinen entlang, durch Kiefernwald, an plätschernden Bachläufen vorbei bis über die Baumgrenze erfreut das Wanderherz.
Als wir uns dem Bucara See auf über 2000 müNN nähern, werden wir etwas durchgenässt. Es windet unangenehm und es wird eiskalt. Aber die Herren der Bergrettung haben hier eine kleine Hütte, in der wir uns etwas trocknen können. Wir warten bis der Regen
vorüber ist. Kaffe aufgebrüht ist hier inklusive. Wir haben aber trotz des Wetters einen guten Blick auf diese Gipfelregion.
Hier könnte man jetzt noch einen der Gipfel direkt angehen. Bei gutem Wetter wären die weiteren knapp 500 Höhenmeter machbar. Hatten wir aber sowieso nicht geplant.
Einige hartgesottene Zeitgenossen zelten hier - bei 5 Grad, Windstärke 5-6 und noch einigen Regentropfen machen wir uns wieder auf den Rückweg. Das Wetter wird wieder etwas besser.
Einmal haben wir das Gefühl einem Bären recht nahe zu kommen aber es war wohl nur der Wind. Leider oder Gott sei Dank.
Etwa 5 Stunden zu Fuß - ein schöner Steig in rauhen Bergen.
Die Karpaten entsprechen meinen (Susan) mystischen Vorstellungen von dieser Bergwelt. Die dunklen Nadelwälder sind mit reichlich saftigen Moosteppichen, Farnen und Schachtelhalmen unterwachsen. Pilze sprießen überall. Sagenwelt.
Nach vielen Stunden der Anstrengung gibt es Forelle im Karpatenstil.
Der nächste Morgen ist klar und schon ziemlich kalt. Der Sommer geht hier mit riesigen Schritten seinem Ende entgegen.
Wir verabschieden uns von Petra und Hans und fahren über die Transalpina nach Hermannstadt.
Transalpina
Immer wieder bleiben wir stehen, da alle paar Meter ein neuer Blickwinkel unsere Münder staunend öffnet.
Eine gigantische Hochgebirgsüberquerung - relativ neue Piste und kurvenreich.
Es ist Pilz- und Beerensaison. Viele Menschen, insbesondere Roma sind mit demSammeln und dem Handel beschäftigt.
Es gibt ganze Zeltlager und Marktbereiche in den Bergen.
Richtung Hermannstadt kommen wir an immer mehr ehemaligen deutschen Siebenbürgen-Ortschaften vorbei.
Haus an Haus mit oben abgerundeten Toren. Alles sieht recht verschlossen und wehrhaft aus. Eine tolle Hochebene erinnert ein wenig ans Auenland.
Sibiu - Hermannstadt
Unerklärbarer Wunsch von Susan – Hermannstadt – unser östlichstes Reiseziel.
Im schönen Huet Residence, direkt in der inneren Wehranlage integriert, beziehen wir das Zimmer 4 (von 4) inklusive Klavier.
Wir sind begeistert, eine Bleibe total nach unserem Geschmack ... alles wirklich geschmackvoll mit alten Möbeln eingerichtet. Besonders der Blick auf die Gassen und Dächer der Unterstadt gefällt.
Der erste Rundgang zeigt uns eine aus dem Mittelalter stammende, verwinkelt angelegte Stadt, die nie von fremden Truppen (besonders die Osmanen haben es wohl mehrfach versucht) eingenommen oder zerstört werden konnte. Tolle alte Gebäude,
Treppenaufgänge und Torbögen umrahmen die bekannten drei Plätze der Altstadt. Hier ist immer wieder ein neuer, reizvoller Blick zu erhaschen. Fotozeit.
Etwas fleischlastig genießen wir den Abend am großen Platz Mare.
Frühstück gibt es in der Casa Luxemburg direkt am Platz Mira bei Sonnenschein und Stadtblick - was will man mehr? Diesem alten, ehrwürdigen Haus ist unsere Bleibe zugehörig, wie wir somit erfahren.
Ausgeruht erkunden wir auch die Unterstadt, die ehemaligen äußeren Wehranlagen und besuchen die Buchandlung Schiller, inkl. eigenem Verlag.
Zwei gekaufte Bücher später (ein siebenbürgisches Kochbuch ist dabei) verlassen wir diese Geschäft mit seinen deutschsprachigen Angestellten. Hier laden viele wirklich interessante Schmöker zum weiteren Verweilen ein.
Uns wird das Hermania kulinarisch empfohlen ... wir nehmen den Büffeleintopf und die Schmorente und werden nicht enttäuscht - empfehlenswert.
Vieles ist hier noch sehr deutsch, obwohl nicht mehr sehr viele der ehemals Deutschstämmigen hier noch leben.
Dass diese Einwanderungen dieser Schwaben und Franken auf das 12.Jahrhundert zurückgehen, hat uns sehr überrascht.
Nach einem Absacker schauen wir aus unserem Fenster über die Dächer der Unterstadt - ein weiterer Reisetag fordert seinen Tribut.
Auf Wiedersehen Hermannstadt.
Wohin die Räder rollen
Nach einem weiteren tollen Frühstück vor dem Casa Luxemburg haben wir für den heutigen Tag noch keine konkreten Pläne erstellt. Das Wetter macht nicht den besten Eindruck, besonders in Richtung Norden und auch in den nächsten Tagen nicht. Wir fahren erst einmal los.
... westlich von Hermanstadt machen wir einen kurzen Stopp, als wir eine der so genannten Wehrkirche erblicken.
Diese Wehrkirchen gleichen eigentlich einer Burg. Selbst der Kirchturm wurde als Wachturm gestaltet.
Wir fahren in eine Schlechtwetterfront, die uns veranlasst eine südlichere Route zu
wählen und die nördlichen Karpatenausläufer zu umgehen. Das zweite Mal haben wir eigentlich einen Regentag und zum zweiten Mal ist es ein Reisetag. Pech oder Glück, wie man es sieht. Susan hätte sich die Route mehr in den bergigen
nördlicheren Gebieten gewünscht. Man kann aber nie alles haben. Für Siebenbürgen hatten wir zu wenig Zeit und echtes Rumänien haben wir fast noch gar nicht gesehen. Aber es gibt immer ein nächstes Mal.
Als der Regen nachlässt und uns wieder die Sonne anlacht sind wir schon beinahe in Ungarn.
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